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Mittwoch, 5. Oktober 2011

Manche Träume sind einfach zu groß. Die passen durch keine Tür.

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Ich muss doch zuhause sein, wenn  es dunkel wird. Ich muss doch bei dir sein.

Ich nehme die nächste Auffahrt. Einfach weg von hier, raus aus dieser Stadt, immer nur gerade aus bis die Lichter im Rückspiegel nur noch kleine Punkte sind die langsam mit der Nacht verschwimmen. Nach Hause, murmle ich, ich muss nach Hause wenn es dunkel wird. Ich muss nach Hause wenn der Boden sich auftut und die Straßen hinter mir wegbrechen, ich muss zuhause sein wenn die langen Schatten der Leute sich verformen und jede Menschlichkeit verlieren. Die Dörfer fliegen an mir vorbei, in Zeitlupe und viel zu schnell, verpasste Momente und verlorene Blicke, lautes Geschrei und grelles Licht. Und ich schaue nur auf meine Karte, die vielen Linien und Flecken die alle in diese selbe Richtung zeigen und kreuz und quer über das Land verstreut. Langsam dreht sich der Himmel und was eben noch die richtige Richtung war ist jetzt ein farbloses Loch das alles in sich aufsaugt bis alles dem Erdboden gleich ist. Herzstillstand. So ist das manchmal ohne dich. Wenn ich kopflos durch die Nacht fahre und nur noch weg will, zurück nach Hause, wo ich gerade noch die Tür ins Schloss fallen höre. Und ich falle, bodenlos, durch dieses Loch und starre nur auf meine Karte, auf die hunderte von Linien und Flecken die alle in dieselbe Richtung gehen und kreuz und quer bis zum Meer wo sie im Blauen versinken. Manchmal wird mir alles zu viel und dann schnappe ich meine Karte, kleb sie fest an meine Brust und drehe mich so lange im Kreis bis ich nicht mehr weiß wo ich stehe um den nächsten Schritt ganz leicht zu gehen weil ich die Richtung noch nicht kenne. Und dann steige ich ein und nehme die nächste Auffahrt, weg von daheim in Richtung zuhause. So bin ich manchmal ohne dich. Eine einzelne Kompassnadel auf einem Magnetfeld das jede Anziehung verloren hat und viel zu viel davon im Raum schwebt so dass nichts mehr funktioniert wie es soll und ich nicht mehr klar denken kann. Ich fahre einfach los, mitten in die Nacht hinein und der Regen klopft leise an die Fensterscheiben. Ich muss doch zuhause sein wenn es dunkel wird, ich muss doch zuhause sein, wenn ich mich verliere, sonst finde ich mich doch nicht mehr. Ich steig einfach ein und nicht wieder aus, fahr nach dem Gefühl in meiner Brust, fahr die feinen Linien nach, nehm die nächste Ausfahrt. Und dann stehe ich mit tropfendem nassem Haar vor deiner Tür, mit gesenktem Blick und zitternden Knie. Du schaust mich nur an, lässt mich nicht fallen und streust ein bisschen Licht in meinen Raum. Wärmst mich ohne zu berühren und berührst mich nur mit deinem Blick.
Hallo flüstere ich nur. Du musst zuhause sein

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